Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig
- Verena
- 22. März 2021
- 3 Min. Lesezeit
In den letzten Wochen bin ich in diversen Podcasts immer wieder auf das Buch "Die Mitternachtsbibliothek" gestoßen. Letzten Freitag Abend habe ich es mir dann als E-Book für den Tolino gekauft und auch am Sonntag schon fertig gelesen. Nora ist Mitte Dreißig und steht eines Tages vor dem, was sie für die Trümmer ihres Lebens hält. Ihre Eltern sind bereits gestorben, sie hat kaum Kontakt mit ihrem Bruder, keine Freunde und dann verketten sich auch noch ein paar sehr unglückliche Umstände. Weil sie in ihrer Einsamkeit und Verzweiflung keinen Ausweg sieht, beschließt Sie sich das Leben zu nehmen.
Doch statt zu sterben landet sie in der Mitternachtsbibliothek. Einer Bibliothek jenseits von Zeit und Raum. Dort gibt es unzählige Bücher und jedes Buch ist ein Leben wie Nora es hätte führen können, hätte sie andere Entscheidungen getroffen. Was wäre, wenn sie ihre Hochzeit nicht kurz der Vermählung abgesagt hätte? Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie mit ihrer besten Freundin nach Australien gezogen wäre? Was wäre passiert, wenn sie ihren Traum Gletscherforscherin zu werden intensiv verfolgt hätte? Nora bekommt die Gelegenheit all diese Leben auszuprobieren. Ich konnte dieses Buch am Wochenende fast nicht weglegen. Vor allem wollte ich wissen wie die Geschichte endet und ich musste mich wirklich sehr zusammenreißen nicht auf die letzten Seiten vor zu blättern.
Die Geschichte beginnt sehr düster und deprimierend. Immer wieder wurde ich an meine eigene Überlastungsdepression von vor ca. 10 Jahren erinnert, die mich damals auch ins Krankenhaus gebracht hat. Natürlich kamen auch einige Gedanken zum Suizid meines Vaters hoch. Interessanterweise habe ich mich aber von dem Buch nie auf eine negative Art getriggert gefühlt. Eine kurze Recherche über den Autor ergab das, was ich schon während des Lesens vermutet habe, Matt Haig litt selbst an Depressionen und ich nehme mal an, dass er auch Erfahrung mit dem Thema Suizidgedanken hat.
Das Buch entwickelt sich dann eigentlich in eine Liebeserklärung an das Leben. Daran seinen eigenen Weg zu gehen und nicht den Erwartungen anderer zu entsprechen. Auch das Konzept des Bereuens wird immer wieder in Frage gestellt. Was bringt es eine Entscheidung die man getroffen hat zu bereuen? Man hatte zu dem Zeitpunkt gute Gründe, hätte man anders entscheiden können, hätte man es getan. Außerdem weiß niemand wie sich die Dinge entwickelt hätten, hätte man sich anders entschieden. Nora lernt in den verschiedenen Leben die sie ausprobieren kann viel über sich und das Leben im Allgemeinen. Sie lernt wieviel Potential und wie viele Möglichkeiten es gibt. Sie lernt auch, dass Traurigkeit und Glück oft so nah beieinander liegen und das beides zum Leben dazugehört und dass man das eine nicht ohne das andere haben kann.
Gerade, wenn man sich länger mit persönlicher Weiterentwicklung und philosophischen Fragen beschäftigt, ist vieles in dem Buch nicht neu. Aber Matt Haig gelingt es diese Inhalte sensibel, leicht und trotzdem tiefgründig zu erzählen.
Ein paar Kritikpunkte habe ich aber dennoch: Persönlich hätte ich es interessant gefunden, wenn die einzelnen Geschichten über die diversen Leben ausführlicher und tiefer behandelt worden wären. Manche Geschichten sind kurz, oberflächlich und sind schon vorbei bevor sie richtig angefangen haben. Gerne hätte ich mehr über manche Leben mehr erfahren, dass hätte sicher auch dabei geholfen die weiteren wichtigen Personen in Noras Leben besser kennen zu lernen. Die Figuren abseits von Nora sind nicht so leicht greifbar und ein wenig oberflächlich gezeichnet. Auch hätte ich mir vom Schluss noch mehr erwartet und war etwas vorhersehbar und doch etwas kitschig
Nicht falsch verstehen, ich liebe das Buch und bin von der Idee und Geschichte total fasziniert, aber ich denke man hätte noch mehr aus dem Ganzen rausholen können.
Alles in allem kann ich das Buch aber wirklich von ganzem Herzen weiterempfehlen.
Viel Spaß beim Lesen!

Comments