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Das Café am Rande der Welt - John Strelecky

  • Verena
  • 22. März 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Wenn man sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt ist es so gut wie unmöglich an diesem Buch vorbei zu kommen. Es begegnet einem immer wieder in diversen Blogs, Podcasts, Talks, Onlinekongressen usw.

Obwohl es mir schon so lange immer wieder untergekommen ist, hat es mich aus einem mir nicht bekannten Grund aber bis jetzt nicht besonders gereizt es zu lesen. Bis vor ca. 2 Wochen mein Physiotherapeut während unserer Stunde darüber gesprochen hat. Noch am selben Abend habe ich es mir als E-book für den Tolino gekauft. Interessanterweise hat mein Mann Flo am Tag darauf das gleiche Buch aus der Arbeit mit nach Hause gebracht, weil es ihm eine Kollegin empfohlen hat. Wenn man daran glaubt, könnte man sagen, dass irgendjemand unbedingt sichergehen wollte, dass ich es auch wirklich lese. Kurz zum Inhalt. Der gestresste Manager John landet durch einen Zufall in einem sehr abgelegenen Café und möchte dort einfach Pause machen und etwas essen. Auf der Speisekarte findet er dann aber 3 Fragen:


Warum bist Du hier?

Hast Du Angst vor dem Tod?

Führst Du ein erfülltes Leben? Gemeinsam mit dem Koch, der Kellnerin und einem Gast macht er sich auf die Suche nach den Antworten auf diese existentiellen Fragen. Stück für Stück erkennt er, dass sein Leben nicht so erfüllt und glücklich ist wie er es gerne hätte.


Was das Buch angeht bin ich ziemlich hin und her gerissen. Auf der einen Seite verstehe ich, warum es so vielen Menschen gefällt und warum es so ein Beststeller geworden ist. Die Sprache ist simpel und gut verständlich. Für viele Menschen die sich vorher noch nie mit solchen Fragen auseinander gesetzt haben, kann es den Blick auf das Leben auf jeden Fall verändern. Das Buch regt zum nachdenken an und liefert viele gute Inputs. Gerade was das Thema Glück und Arbeit angeht, können bestimmt viele Menschen davon profitieren. Die beiden im Buch vorkommenden Geschichten von der "grünen Meeresschildkröte" und dem "alten Fischer und dem Geschäftsmann" gefallen mir sehr gut. Doch beide Geschichten stammen ursprünglich nicht vom Autor und man kann sie leicht googeln. Auf der anderen Seite gibt es an dem Buch einiges was ich zu kritisieren haben. Die Sprache ist zwar klar und verständlich, aber sie hat mich literarisch nicht wirklich angesprochen. Es war mir zu salopp und teilweise kam es mir vor als hätte der Autor es an ein oder zwei Abenden zusammengeschrieben. Auch die Charaktere sind sehr platt, fast eindimensional gezeichnet. John, die Hauptfigur wandelt sich an einem einzigen Abend vom Saulus zum Paulus, einzig dadurch, dass er über diese drei Fragen nachdenkt und ein paar Geschichten hört. Natürlich kann so ein besonderer Abend und die Beschäftigung mit neuen Fragen großen Einfluss auf eine Person haben, aber niemand ändert sich in so einer Form an einem Abend.

Was mir aber an dem Buch wirklich aufstößt ist, dass man unbedingt nach dem Zweck seiner Existenz suchen soll. Mit diesem Begriff umschreibt der Autor den Sinn des Lebens. So wie ich es im Buch verstanden habe, soll man einen Beruf ausüben den man liebt und man wird nie wieder arbeiten müssen. Prinzipiell gibt es gute Beispiele von Menschen in meinem Umfeld denen es tatsächlich gelungen ist ihr Hobby zum Beruf zu machen und die damit sehr glücklich und zufrieden sind. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass es wichtig ist einen Beruf auszuüben den man grundsätzlich gut und gerne macht. Wir verbringen sehr viel Zeit damit zu arbeiten und da sollte man sich auf jeden Fall auch wohl fühlen im Beruf. Ich selbst hadere immer wieder damit, dass ich grundsätzlich mit der Art meines Erwerbsberufs nicht zufrieden bin und mich auch beruflich verändern möchte. Daher kann ich schon auch nachvollziehen in welche Richtung der Autor das gemeint hat. Dennoch finde ich ist es eine sehr privilegierte Sicht und es ist bestimmt nicht allen möglich eine Arbeit auszuüben die einen ständig und immer erfüllt und glücklich macht. In einer funktionierenden Gesellschaft braucht es Menschen die viele verschiedene Berufe ausüben. Es braucht Billa VerkäuferInnen, ManagerInnen, LandwirtInnen, Müll-männer und -frauen. usw usw. Nicht jeder Mensch kann und muss seinen Sinn im Leben in seinem Beruf finden. Natürlich, wenn man das kann ist das super, aber es ist genauso legitim Manager zu sein und in seiner Freizeit Erfüllung in freiwilliger Arbeit beim Roten Kreuz, der Feuerwehr, den Pfadfindern, usw. zu finden. Es ist genau so toll, wenn man Bäckereiverkäuferin ist und seine Erfüllung darin findet eine wunderbare Mutter zu sein. Wir müssen uns nicht immer nur über unsere Erwerbsarbeit definieren. Gerade im Kreis der Menschen die sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen habe ich das Gefühl jede(r) möchte Coach werden oder den super wichtigen Job finden, der die totale Erfüllung mit sich bringt. Aber kein Job hat nur Sonnenseiten. In Zusammenhang mit dieser Fragestellung muss ich immer wieder an den neuesten Pixar Film "Soul" denken. Hier geht es unter anderem um den Jazz Musiker Joe Gardner, der total unglücklich ist, weil er sein Geld "nur" als Musiklehrer verdient. Viel mehr möchte er ein bekannter Jazz Musiker sein der mit den Größen seiner Zunft in bekannten Clubs auftritt. Ohne jetzt auf die ganze Geschichte einzugehen und ohne zu viel zu Spoilern gelingt ihm das zum Schluss auch. Aber das Ganze hat einen Preis. Wenn man sein großes Hobby zum Beruf macht, dann ist es eben sein Beruf. Es verliert auch den Reiz des besonderen. Es wird zu etwas was man täglich macht. Immer und immer wieder. Das kann gut gehen, aber es kann einem auch die Freude an seinem früheren Hobby nehmen. Das ganze hört sich jetzt vielleicht negativer an, als es sein sollte. Ich möchte das Buch nicht schlecht reden, ich konnte auch einiges für mich mitnehmen. Viele Tausende Menschen lieben es, der Autor ist extrem erfolgreich damit geworden und es hat wie gesagt viel positives.


Hast du das Buch gelesen? Was ist deine Meinung dazu? Ich würde mich freuen, wenn du hier oder auf Instagram einen Kommentar dazu hinterlässt.




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